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Meine Reise zu ‚von Herzen einfach sein‘

Als ich in Alice Springs, Australien angekommen bin, bemerkte ich, dass sich viele Aboriginals in diesem Gebiet aufhalten. Und mein Interesse war schon lange da, mit diesen bewundernswerten Ureinwohnern in Kontakt zu treten und mit ihnen Zeit zu verbringen. Ich fragte mich durch, wo und welcher Aboriginal eine Tour ins Outback anbot. Und ich fand sehr schnell eine Gruppe Aboriginals, welche eine Tour für Backpackers anbot. Noch am gleichen Tag reiste ich, zusammen mit 3 anderen Rucksackträgern und mit 3 Aboriginals, weg. Wir liefen stundenlang in bratender Hitze durch das weite Land und immer wieder bestaunte ich die feine Sicht- und Beobachtungsweise dieser sensiblen Menschen. Die Wurzeln, die zum Abendessen gesammelt wurden, wurden mit Achtung und Respekt in das Tuch gewickelt und die Geckos und Käfer wurden mit einem kleinen Dankesritual getötet und ihre Seelen wurden mit Hingabe ins Licht begleitet. Ich ass anders als aus dem gewohnten Keramikteller. Einfach anders – viel kleinere Mengen an Nahrung mit immens grossem Inhalt. Und dort wurde mir bewusst, wie viel Inhalt und Fülle die vollendet herzliche Haltung dem Leben gegenüber beinhalten kann. Es war sehr berührend und das Wort Hunger war nicht präsent.

Als es dunkler wurde, begannen wir, unser Bettchen vorzubereiten. Ich lernte, dass der Sandboden sehr bequem sein kann – man muss nur hinlegen, schauen wo sich Hüfte und Schulter befinden, dann wieder aufstehen und im Schulter- und Hüftebereich kleine Grübchen buddeln, nur kleine, aber wichtige Grübchen! Von wegen unbequem – von wegen hart…. nichts davon nahm ich wahr. Die stille Nacht und die Sterne und das Bettchen waren der Inbegriff der Geborgenheit. Einfach sein und einfach sein.

Am nächsten Morgen erklärte mir Durrjawannajarra, der Gruppenführer, wie die Aboriginals die Landschaft deuteten. Und da ich mich seit längerem mit Feng Shui befasste, stellte ich Durrjawannajarra die wohl dümmste Frage meines Lebens! Noch heute schüttle ich automatisch den Kopf, wenn ich daran denke! Wie konnte ich nur! Was fiel mir denn da ein! Also – meine Frage lautete: ‚Wie ent- stören die Aboriginals die Wasseradern?‘ Nein ehrlich, es ist und bleibt die kurioseste Frage meines Lebens! Ein Ureinwohner im wasserärmsten Gebiet des wunderschönen Landes eine solch seltsame Frage zu stellen! Nein ehrlich!!! Und als ich fertig erklärt hatte, wie wir die Wasseradern entstören, reagierte Durrjawannajarra wie ein authentischer Aboriginal: Er legte sich auf den Boden und lachte laut und schallend, zappelte dazu mit Armen und Beinen in der Luft und lachte, bis die Tränen flossen. Wenn Aboriginals etwas lustig finden, wird das fast zum Lachfest! Die Augen strahlen, die Freude sprudelt über und sie leben die reine kindliche Herzlichkeit des einfachen Seins.

Als Durrjawannajarra sich etwas beruhigt hatte, erklärte er mir die Sichtweise des Aboriginals was die Wasserader betrifft. Er meinte: ‚ Weißt Du, das ist das Problem des Denkens der Weissnasen! Zuerst denken sie, die Wasserader sei störend, dann suchen sie die Wasserader aufwendig, dann entstören sie die Wasserader auf seltsame Weise und dann sitzen sie mit gerunzelter Nase auf einem entstörten, noch immer bedrohlich anfühlenden, Platz. Wir hingegen sind einfacher. Vor langer Zeit haben meine Vorväter die Wasserader gefragt, was sie denn uns anbieten und schenken möchte. Und dieses Wissen ist noch heute in unseren Stämmen präsent. Wenn man in seinem Körper etwas wahrnimmt, was sich nicht gut anfühlt, setzen wir uns auf eine Wasserader und bitten diese, unser gesundes Fließen im Körper wieder zuzulassen. Alle Zonen im Körper oder auch im Geist, welche ein bisschen ins Stocken geraten sind, werden von Wasseradern wieder geheilt. Ist das nicht viel einfacher einfach zu sein? Und weisst Du, alles ist ein Teil von uns und wir können wählen, ob wir uns vor uns fürchten oder mit und in uns sein wollen.‘

Und wieder lachte er… und ich lachte staunend und halb weinend mit….und die Tränen flossen….gerade wie die Wasseradern….
Ja….. einfach sein und einfach sein…. hm…

Lange sinnierte ich über diese Begegnung mit diesen sensiblen und vollkommen authentischen Menschen Australiens. Und ich bin dankbar dafür, dass mir eines kristallklar bewusst wurde: Wir sind alle und alles auf einer Ebene eine große Einheit (und die Wasserader gehört auch dazu! ). Und wenn man sich dessen immer bewusst ist, kann man über das Polarisieren der Gedanken, der darauffolgenden Handlung der Menschen – oder auch über die Glaubenssätze und Wertesysteme – oftmals leise schmunzeln, oder manchmal auch lauthals und herzlich lachen bis die Tränen fließen – genauso wie die Wasserader. Danke Durrjawannajarra!
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Verfasst am 1.1.1010

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